Namenstag
Heute feiert die Armenische Apostolische Kirche die Namensgebung des Herrn. Wir möchten diesen Anlass nutzen und über Namen und ihre Bedeutung sprechen.
Der Zweck der Namen besteht darin, Gegenstände zu bezeichnen und sie dadurch von einader zu unterscheiden. Sie wurden nicht willkürlich gewählt, sondern drückten jene unverwechselbaren Eindrücke aus, die von Gegenständen erzeugt wurden oder jene besonderen Beziehungen, in denen sie zu der Person standen. Wie bei Orten und Tieren war dies auch bei den Menschen der Fall. Sie waren mit der Erinnerung an die Geburtsumstände verbunden, – so zum Beispiel in der Geschichte der Geburt von Isaak: Sara und Abraham lachen als sie erfahren, dass sie einen Sohn erwarten und nennen ihren Sohn „Isaak“. Dieser Name יִצְחָ֥ק (vom hebräischen Wortstamm „lachen“) wird in Gen 21, 6 erklärt mit den Worten: „Und Sara sagte: Gott hat mir ein Lachen bereitet; jeder, der es hört, wird mir zulachen.“
Der Name galt auch als Omen, als Vorhersage, wie es in der Geschichte von Benjamin (Gen. 35, 18) oder Nabal (Könige 25, 25 usw.) der Fall war. In der Bibel hatten die Namen eine besondere Bedeutung im Sinne eines Versprechens der göttlichen Vorsehung und der Bestimmung der Beziehung einer Person zu Gott. Solche Namen wurden entweder bei der Geburt vergeben, wie z.B. Noah (Gen 5, 29), Ismael (Gen 16, 11), Isaak (Gen 21, 3), Jesus Christus (Mt 1, 21), oder nachträglich nach Ereignissen, die im Leben der jeweiligen Person von großer Bedeutung waren. So war es z. B. bei Abraham, als Gott seinen Namen von Abram in Abraham änderte, indem er einen Bund mit ihm schloss (1. Mose 17, 5). Dasselbe sehen wir in den Geschichten mit Sara (Gen. 17, 15), Jakob (Gen 32, 28), Josua, dem Sohne Nuns (Num 13, 16), Kephas (Simon, Petrus) (Joh 1, 42), Barnabas (Apg 4, 36) usw.
Auch für die Propheten wurden die Namen als eine wichtige Botschaft eingesetzt, um Ihnen wichtige Bedeutungen zuzuschreiben. So wird Solomon vom Propheten Natan Jedidja genannt, mit der Bedeutung „der vom Herrn Geliebte“ (2. Samuel 12, 25). Die Propheten Hosea (Hos 1) und Jesaja (Jes 7, 3; 8,3) leiten verschiedene Prophezeiungen aus den Namen ihrer Kinder ab. Als Gott den Mann wählt, der Seine Gebote verkünden soll, gibt Er ihm einen neuen Namen (2. Mose 31; Jes 45, 3, 4). Ein von Gott erhaltener neuer Name (Jes 45,15; Offb 2,17 usw.) weist auf den Beginn einer neuen Beziehung zu Gott hin.
Ursprüngliche armenische Namen
Namen haben bei allen Völkern eine besondere Rolle gespielt. Sie bilden ein wichtiges Denkmal des nationalen Geistes und können aus der Geschichte eines Volkes her gedeutet werden. Auch die Armenier haben Namen, die einen uralten armenischen Ursprung haben. Sie haben eine ethymologische Transparenz, und man kann sie von arabischen, persischen, lateinischen, griechischen, hebräischen Namen unterscheiden. Die Armenier haben durch ihre Namen viele natürliche und menschliche Phänomene zum Ausdruck gebracht. Ableitungen von Beziehungen, Tieren, Vögeln, Körperteilen trifft man in solchen Namen sehr oft: Aytsemnik, Ayruk, Aryuts, Astghik, Artuyt, Garnik, Yeznik, Eghbayr, Zarmayr, Tatul, Thathik, Tornik, Koryun, Mrtschyunik, Tirayr, Tslik, Warditer, Warderes, Woskehat, Heriqnas usw. Diese Namen stammen aus der vorchristlichen Zeit. Einige von ihnen werden bis heute gerne verwendet, andere werden nicht mehr oder sehr selten vergeben.
Armenische christliche und religiöse Namen
Zusammen mit dem Christentum kamen auch Namen aus anderen Sprachen nach Armenien. Viele hebräische, assyrische und griechische Namen wurden während der Verbreitung des Christentums in Armenien armenisiert bzw. auf Armenisch übersetzt. Anastas wurde Harutyun, Theodoros wurde Astvatsatur, Seth wurde Mkhitar. Auch kirchliche Feste, Symbole und Zunamen der Heiligen wurden armenisiert oder auf Armenisch neu erschaffen. So entstanden die in Armenien etablierten bekannten Namen: Avetis, Avet, Galust, Iskuhi, Chatschatur, Chatschik, Karapet, Hambardzum, Makruhi, Mkrtich, Srbuhi, Tiruhi usw.
Entarmenisierung und falsche Transkriptionen
Vor allem während der jahrhundertelangen türkischen Unterdrückung und zuletzt auch im Völkermord an den Armeniern, haben viele Armenier entweder zwangsweise ihre armenischen Vor- und Nachnamen verloren (auch diese wurden enteignet), oder es wurden, und werden bis heute, diese seitens der türkischen Behörden, oft bewusst, falsch geschrieben, um einerseits die Armenier von den Türken zu unterscheiden und andererseits die armenischen Christen dadurch auch zu erniedrigen. Nicht weniger Russifizierungen haben die Armenier auch während der sowjetischen Zeit erlitten. Zerstreut durch die Welt, leiden unsere armenischen Namen bis heute unter einer falschen bzw. uneinheitlichen Transliteration der Vor- und Nachnamen. Dazu kommt auch die Frage nach dem West- und Ostarmenisch und die entsprechende Transliteration hierzu.
Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland die Möglichkeit für unsere Landsleute, ihre armenischen Vor- und Nachnamen korrigieren zu lassen. Wir empfehlen dabei mit der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland einen Beratungstermin zu vereinbaren, um u.a. auch die Schreibweise der Vor- und Nachnamen zu korrigieren. Es ist ein Angebot, welches bis jetzt selten in Anspruch genommen worden ist, doch für die Identitätsbewahrung eine enorm wichtige und notwendige Rolle spielt.
Namen geben, Namen wählen
Früher haben die armenischen Christen ihre Namen während der Taufe vom Taufpaten oder dem taufenden Priester bekommen. Es gab einige Regeln, nach denen man den Neugeborenen Namen gegeben hat. Oft hat man Namen aus dem Kirchenkalender übernommen. Namen der Heiligen, oder Namen, die aus einem Kirchenfest abgeleitet wurden, und die um den Tag der Taufe (Geburt) gefeiert wurden, wurden gerne verwendet. In einigen Fällen wurden die Kinder zu Ehren eines bestimmten Heiligen benannt, zu dem die Eltern oder Großeltern einen besonderen Bezug noch vor der Geburt des Kindes, durch Gebet und Fürsprache, hatten. So war es vor allem der Namenstag, der am Geburtstag des Kindes gefeiert wurde. Diese Tradition ist während der sowjetischen Zeit fast vollständig ausgestorben und auch in der Diaspora wird dies leider sehr selten praktiziert.
Es wäre aber durchaus wichtig zumindest den Versuch zu unternehmen diese Tradition wiederzubeleben. Denn der Gedenktag des Heiligen bzw. des Kirchenfestes, auf dessen Namen ein Mensch getauft wird, stellt einen persönlichen Festtag dar. Namensheilige sollen Fürsprecher und Vorbild für das Kind sein und ihm in der Not Trost spenden – und das ein Leben lang. Am Namenstag gehen die Christen in die Kirche, beichten, nehmen an der Kommunion teil, lesen die Vita des Heiligen, bitten ihn um Fürsprache vor Gott. Wir empfehlen vor allem werdenden Eltern mit dem zuständigen Pfarrer noch vor der Geburt des Kindes das Thema Namensgebung zu besprechen.
Wann haben Sie Namenstag?
Die Frage ist leicht zu beantworten, wenn der Heilige bzw. das Fest nur einmal im Jahr gefeiert wird. Es reicht ein Blick in den Kirchenkalender. Wenn aber mehrere Heilige den gleichen Namen tragen? Oder ein und derselbe Heilige verschiedene Gedenktage hat? Den eigenen Namenstag zu bestimmen, kann in diesen Fällen knifflig werden, wenn die Eltern nicht mit bedacht den Namen gewählt haben. In solchen Fällen nimmt man den Heiligen, dessen Gedenktag nah am eigenen Geburtstag liegt. Oder man feiert am Tag Wardanants oder am Tag aller Heiligen.
Falls man Ihren Namenstag nicht bereits von Kindheit an zu einem bestimmten Datum feiert, darf man auch eine ganz persönliche Wahl treffen. Bevor man es mit dem Gemeindepfarrer bespricht, sollte man sich die Biografien der Heiligen anschauen und sich folgende Fragen stellen:
- Wer war er oder sie?
- Weshalb ist er/sie von der Kirche heiliggesprochen worden?
- Was ist das Große in seinem/ihrem Leben?
- Was kann man heute noch von ihm/ihr lernen?
Sie haben noch Fragen? Sprechen Sie uns an. Wir helfen Ihnen gerne weiter.