Stellungnahme der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland
zur jüngsten Eröffnung des s. g. „Park der Trophäen“ in Baku
Mit großem Entsetzen haben der Primas der Armenischen Kirche in Deutschland, S. E. Bischof Serovpé Isakhanyan, und die Diözesangremien von den jüngsten antiarmenischen Exzessen in Aserbaidschan Kenntnis genommen.
Am 12. April 2021 wurde in Baku ein sogenannter „Park der Trophäen“ eröffnet, der unmittelbar mit dem 44-tägigen Krieg in Arzach (Berg-Karabach) zusammenhängt, den Aserbaidschan im September des letzten Jahres begonnen hatte. Dieses „Open-Air-Museum“ bzw. der Kriegsbeute-Park soll an den aserbaidschanischen „Sieg“ erinnern. Doch es geht hier offensichtlich nicht um Aufarbeitung dieses Konfliktes. Denn man sucht in diesem Komplex vergeblich nach Informationen zu den Gründen und der Geschichte der Auseinandersetzung. Vielmehr geht es bei diesem Projekt um die Verhöhnung der armenischen Opfer und die Verspottung der Armenier im Allgemeinen.
Bilder der letzten Tage, die uns aus der internationalen Presse erreichen, zeigen, wie die Aserbaidschaner mit ihren Kleinkindern dieses makabre „Museum“ besuchen und Puppen, die mit den Uniformen der gefallenen armenischen Soldaten angekleidet sind, ins Gesicht schlagen oder verspotten.
Dieser Park ist ein erneuter Beweis der staatlich geförderten und durch die Türkei unterstützten Armenophobie in Aserbaidschan. Unbeschreiblich sind der Schmerz und das Leid, welche diese Bilder den Familien der gefallenen, verletzten, vermissten und gefangenen Armenier, aber auch der armenischen Gesellschaft in Armenien, Arzach und in der Diaspora zufügen.
Was besonders ins Auge sticht, ist die unbegrenzte Wucht dieses institutionellen Hasses in Aserbeidschan gegenüber den Armeniern. Dieser Hass ist Teil der Propagandapolitik, die der aserbeidschanische Staat vorsätzlich betreibt, gesellschaftlich untermauert und sogar die Herzen unschuldiger Kleinkinder erreicht. Diese seit Jahrzehnten konsequent geführte und mit vielen Beispielen belegte Politik der Armenophobie muss von der Weltgemeinschaft verurteilt und sanktioniert werden.
Wir appellieren daher dringlich an die Bundesregierung, an die Regierungen der Bundesländer, an die politischen Parteien, an die Leitungen unserer Schwesterkirchen, an unsere Partner insbesondere aus den Bereichen Integration, Bildung, Kultur und Soziales sowie an die Öffentlichkeit, gegen diese armenophobe, feindselige, menschenverachtende und kriegsverbrecherische Haltung Aserbaidschans und der Türkei eine klare Position zu beziehen, sie zu verurteilen und sich an die Seite derer zu stellen, die bedroht und verfolgt werden.
Es befinden sich nach wie vor viele Dutzend armenische Kriegsgefangene in aserbaidschanischer Hand. Trotz festgelegten Vereinbarungen zwischen den Parteien, wonach die Gefangenen gemäß dem Prinzip „alle gegen alle“ ausgetauscht werden sollten, verweigert Aserbaidschan seit Monaten die Freilassung der Gefangenen – anders die armenische Seite, die alle inhaftierten Soldaten bereits der Gegenseite überstellt hat.
Täglich erreichen uns auch Berichte über die Zerstörung und Beschädigung der jahrtausend- und jahrhundertalten armenischen Sakralbauten in Gebieten, die Aserbaidschan im letzten Krieges unter seine Kontrolle gebracht hat. Offensichtlich versucht man, das armenische Kulturerbe Schritt für Schritt zu vernichten bzw. die historischen armenischen Denkmäler als „altes albanisch-udisches religiöses Erbe“ zu präsentieren.
Der 44-tägige Krieg hat im ganzen Berg-Karabach eine humanitäre Katastrophe ausgelöst. Die Menschen vor Ort brauchen dringend moralische und humanitäre Unterstützung und psychotraumatische Betreuung. Dennoch haben viele internationale humanitäre Organisationen Schwierigkeiten, selbst nach dem Kriegsende in die Region einzureisen und den notleidenden Menschen in Berg-Karabach zu helfen.
Wir fordern die Bundesregierung auf, sich aktiv für eine humanitäre Lösung dieser Probleme einzusetzen. Niemand darf wegschauen. Es ist gleich, wo und in welchem Land Menschen zu Opfern von Vorurteilen, Hass, Intoleranz und Rassismus werden.
Ganz herzlich danken wir allen kirchlichen und weltlichen Hilfsorganisationen für die bisher geleistete Unterstützung und hoffen auf eine fruchtbare Kooperation auch in der Zukunft.
Köln, 19. April 2021
Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland